Langsam heben sich müde Lider, werfen einen zaghaften Blick auf den Wecker neben dem Bett, ehe sie sich wieder schließen. Ein kurzatmiges und dennoch tiefes Seufzen zerschneidet die Stille des Raumes, bevor die Decke mühsam zurück geschlagen wird und nackte Füße den grauen Teppichboden berühren. Lautlos bewegen sie sich fort, schleichen langsam zur Tür, deren Klinke mit Mühe, von einer dünnen Hand, nach unten gedrückt wird. Der Weg durch den endlos scheinenden Flur wird forgesetzt, bis hin zur Treppe, über ihre eisigen Stufen und schließlich nach unten in die Küche. Es ist noch früh - zu früh. Ein kurzer Griff nach einer Tasse aus dem Schrank, dann nach der Kaffeekanne, ehe die Füße den Weg zurück nach oben antreten. Genauso lautlos, genauso unbemerkt. Zurück im Zimmer, welches von der aufsteigenden Sonne des Tages abgeschottet ist, wird sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder gelassen. Nach wie vor ist es still. Das Geräusch des Kaffees, wenn er aus der Kanne in die Tasse fließt, erscheint viel zu laut. Eine zögerliche Handbewegung zur Zigarettenschachtel. Sie ist fast leer. Der Computer wird gestartet, das Licht des Monitors sticht grell in den verschlafenen Augen. Immer und immer wieder, wandert der Blick verzweifelt zur Uhr unten im Bildschirm. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Es fühlt sich an, wie warten auf das Ende...

Wir haben jetzt 07.23Uhr, dass heißt ich bin bereits schon wieder eine Stunde auf den Beinen. Ich fühle mich schlecht, weil ich am Mittwoch nichts habe von mir hören lassen, doch ich war zu aufgewühlt und zu verwirrt, als das ich dazu im Stande gewesen wäre auch nur einen klaren Satz zu verfassen. Im Prinzip, war es ja nicht meine erste "ertse Therapiestunde", doch ich musste wieder einmal feststellen, wie sehr ich besagte erste Stunde hasse. Mal davon abgesehen, dass ich die Nacht zuvor nicht schlafen konnte, wollte auch der Vormittag nicht wirklich vorbei gehen. Ich habe nahezu darauf gewartet, dass irgend etwas passiert, sodass ich nicht mehr hingehen muss, doch alles was mir blieb war Zeit totschlagen. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen soll. Zuerst lag ich nur im Bett, bin schließlich doch aufgestanden, als ich dachte ich hätte ein paar Stunden im Halbschlaf bewältigt. Pustekuchen. Es waren vielleicht zehn Minuten die ich so überstanden habe, bevor die elende Warterei wieder losging. Also was tun? Ich hatte nichts womit ich mich beschäftigen wollte, oder eher gesagt konnte. Meine Gedanken waren so wirr, dass ich mich nicht mal darauf konzentrieren konnte etwas zu lesen. Einen Bleistift habe ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in die Hand genommen. Zeichnen zur Ablenkung war also auch keine Option. Irgendwann war es dann endlich spät genug, um ins Bad zu gehen, unter die Dusche zu hüpfen und mich fertig zu machen. Ich habe am ganzen Körper gezittert und mich so unwohl in meiner Haut gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Der spätere Weg zum Auto war eine Qual, da es den Anschein hatte, als hätte mein Körper sich gegen mich verschworen. Meine Füße fühlten sich an wie Blei und jeder Schritt war unheimlich schmerzhaft. Im Auto selbst, war es ein kleines bisschen besser. Ich habe versucht meine Gedanken abzustellen und hätte am liebsten eine Zigarette nach der anderen geraucht. Die besorgten Blicke meine Mutter hingegen, machten alles wieder schlimmer. Ich wollte nicht dass sie mich so sieht und doch war ich auf der anderen Seite froh, dass sie mich begleitete. Nach fünfundzwanzig Minuten Fahrt waren wir da. Mein Herz hat so schnell geschlagen, dass ich das Gefühl hatte, es könnte mir jeden Moment den Brustkorb zersprengen. Ich wollte schreien, weinen und wegrennen und das am liebsten alles gleichzeitig, auch wenn ich mir bewusst war, dass das nicht geht.
Zu der Therapiestunde selbst kann ich nicht wirklich viel sagen. Ich hege eine gewisse Unsympathie gegen diese Frau, auch wenn wir noch nicht wirklich miteinander gesprochen haben. Das ganze ging schließlich auch nur dreißig Minuten, doch es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Die meiste Zeit habe ich den Boden oder die Wand angestarrt. Ich habe es nicht geschafft ihr in die Augen zu sehen. Logischer Weise lässt sich von so einer ersten Stunde ohnehin nicht wirklich etwas sagen, vor allem dann nicht, wenn man über kaum etwas gesprochen hat. Ich habe ihr gesagt, wie unangenehm es mir ist, über mich selbst zu sprechen, selbst wenn es nur Kleinigkeiten wie beispielsweise meine Meinung zum Wetter sind. Sie hat mehr geredet als ich, doch alles was sie sagte, war für mich nichts neues.
"Du errichtest eine Mauer um dich und lässt es nicht zu, dass irgend jemand diese durchbricht." - Ja, ich weiß.
"Du bist voreingenommen und deine Vorurteile lassen es nicht zu, dass du dich für neue Dinge öffnest." - Ja, ich weiß.
"Wenn du dich nicht öffnest und somit signalisierst, dass du nicht möchtest, dass man dir hilft, dann wird man dir auch nicht helfen können." - Ja, ich weiß es verdammt ...
Man brauch mir nicht immer und immer wieder vorhalten, was für ein Mensch ich bin - so weit war ich auch schon. Mir ist bewusst, dass ich eine Haltung einnehme, in der man mir nicht helfen kann, weil ich mich vor der Hilfe selbst verschließe. Ich möchte niemanden an mich heran lassen, weil Erinnerungen mich zurück halten. Sie machen es mir nicht möglich mich zu öffnen.
Lebend in der Vergangenheit - Gefangen in der Gegenwart - Fliehend vor der Zukunft.
Sie sagte zu mir, dass in meinem Falle wohl sogar eine stationäre Behandlung notwendig sei, was mir einen schweren Hieb in die Magengegend versetzte. Er fühlte sich an wie ein innerlicher Zusammenbruch. Ich will das nicht. Tränen stiegen langsam in mir auf und ich starrte weiterhin auf den Boden, da ich nicht wollte, dass sie das sieht. Im gleichen Atemzug fragte sie nach dem nächsten Termin. Sie fragte, ob ich das fortführen, oder ob ich erst noch eine Nacht darüber schlafen wolle. Wie gerne hätte ich nein gesagt. Doch dann hatte ich das unglückliche Gesicht meiner Mutter vor Augen. Ich konnte sehen wie sie weinte. Und in diesem Moment wurde mir eine Sache schlagartig bewusst. Ich tue das alles nicht für mich, sondern für sie ...
Wir mussten danach noch durch die Stadt laufen. Mein Dad hatte uns hingefahren, also mussten wir mit dem Zug oder Bus zurück. Die meiste Zeit schwiegen wir uns an, denn ich denke sie wusste genau, dass ich nicht reden wollte. Ich habe noch schnell Zigaretten gekauft und bin mir ihr zur Bank gelaufen. Ich möchte gar nicht wissen, was für einen gehetzten Eindruck ich gemacht habe. Ich habe mich ständig panisch umgesehen, mich so beobachtet und verfolgt gefühlt. Es war grausam. Der Drang einfach loszurennen war da, doch wohin hätte ich rennen sollen? schließlich bin ich in den erstbesten Bus nach Hause eingestiegen. Sie ist noch in der Stadt geblieben, weil sie Bus fahren hasst und deswegen mit dem Zug zurück wollte. Wie immer hat sie mich gefragt, ob es auch wirklich in Ordnung für mich wäre und ich habe nur gelächelt und gesagt es sei alles okay.

Wir haben jetzt 07.23Uhr, dass heißt ich bin bereits schon wieder eine Stunde auf den Beinen. Ich fühle mich schlecht, weil ich am Mittwoch nichts habe von mir hören lassen, doch ich war zu aufgewühlt und zu verwirrt, als das ich dazu im Stande gewesen wäre auch nur einen klaren Satz zu verfassen. Im Prinzip, war es ja nicht meine erste "ertse Therapiestunde", doch ich musste wieder einmal feststellen, wie sehr ich besagte erste Stunde hasse. Mal davon abgesehen, dass ich die Nacht zuvor nicht schlafen konnte, wollte auch der Vormittag nicht wirklich vorbei gehen. Ich habe nahezu darauf gewartet, dass irgend etwas passiert, sodass ich nicht mehr hingehen muss, doch alles was mir blieb war Zeit totschlagen. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen soll. Zuerst lag ich nur im Bett, bin schließlich doch aufgestanden, als ich dachte ich hätte ein paar Stunden im Halbschlaf bewältigt. Pustekuchen. Es waren vielleicht zehn Minuten die ich so überstanden habe, bevor die elende Warterei wieder losging. Also was tun? Ich hatte nichts womit ich mich beschäftigen wollte, oder eher gesagt konnte. Meine Gedanken waren so wirr, dass ich mich nicht mal darauf konzentrieren konnte etwas zu lesen. Einen Bleistift habe ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in die Hand genommen. Zeichnen zur Ablenkung war also auch keine Option. Irgendwann war es dann endlich spät genug, um ins Bad zu gehen, unter die Dusche zu hüpfen und mich fertig zu machen. Ich habe am ganzen Körper gezittert und mich so unwohl in meiner Haut gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Der spätere Weg zum Auto war eine Qual, da es den Anschein hatte, als hätte mein Körper sich gegen mich verschworen. Meine Füße fühlten sich an wie Blei und jeder Schritt war unheimlich schmerzhaft. Im Auto selbst, war es ein kleines bisschen besser. Ich habe versucht meine Gedanken abzustellen und hätte am liebsten eine Zigarette nach der anderen geraucht. Die besorgten Blicke meine Mutter hingegen, machten alles wieder schlimmer. Ich wollte nicht dass sie mich so sieht und doch war ich auf der anderen Seite froh, dass sie mich begleitete. Nach fünfundzwanzig Minuten Fahrt waren wir da. Mein Herz hat so schnell geschlagen, dass ich das Gefühl hatte, es könnte mir jeden Moment den Brustkorb zersprengen. Ich wollte schreien, weinen und wegrennen und das am liebsten alles gleichzeitig, auch wenn ich mir bewusst war, dass das nicht geht.
Zu der Therapiestunde selbst kann ich nicht wirklich viel sagen. Ich hege eine gewisse Unsympathie gegen diese Frau, auch wenn wir noch nicht wirklich miteinander gesprochen haben. Das ganze ging schließlich auch nur dreißig Minuten, doch es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Die meiste Zeit habe ich den Boden oder die Wand angestarrt. Ich habe es nicht geschafft ihr in die Augen zu sehen. Logischer Weise lässt sich von so einer ersten Stunde ohnehin nicht wirklich etwas sagen, vor allem dann nicht, wenn man über kaum etwas gesprochen hat. Ich habe ihr gesagt, wie unangenehm es mir ist, über mich selbst zu sprechen, selbst wenn es nur Kleinigkeiten wie beispielsweise meine Meinung zum Wetter sind. Sie hat mehr geredet als ich, doch alles was sie sagte, war für mich nichts neues.
"Du errichtest eine Mauer um dich und lässt es nicht zu, dass irgend jemand diese durchbricht." - Ja, ich weiß.
"Du bist voreingenommen und deine Vorurteile lassen es nicht zu, dass du dich für neue Dinge öffnest." - Ja, ich weiß.
"Wenn du dich nicht öffnest und somit signalisierst, dass du nicht möchtest, dass man dir hilft, dann wird man dir auch nicht helfen können." - Ja, ich weiß es verdammt ...
Man brauch mir nicht immer und immer wieder vorhalten, was für ein Mensch ich bin - so weit war ich auch schon. Mir ist bewusst, dass ich eine Haltung einnehme, in der man mir nicht helfen kann, weil ich mich vor der Hilfe selbst verschließe. Ich möchte niemanden an mich heran lassen, weil Erinnerungen mich zurück halten. Sie machen es mir nicht möglich mich zu öffnen.
Lebend in der Vergangenheit - Gefangen in der Gegenwart - Fliehend vor der Zukunft.
Sie sagte zu mir, dass in meinem Falle wohl sogar eine stationäre Behandlung notwendig sei, was mir einen schweren Hieb in die Magengegend versetzte. Er fühlte sich an wie ein innerlicher Zusammenbruch. Ich will das nicht. Tränen stiegen langsam in mir auf und ich starrte weiterhin auf den Boden, da ich nicht wollte, dass sie das sieht. Im gleichen Atemzug fragte sie nach dem nächsten Termin. Sie fragte, ob ich das fortführen, oder ob ich erst noch eine Nacht darüber schlafen wolle. Wie gerne hätte ich nein gesagt. Doch dann hatte ich das unglückliche Gesicht meiner Mutter vor Augen. Ich konnte sehen wie sie weinte. Und in diesem Moment wurde mir eine Sache schlagartig bewusst. Ich tue das alles nicht für mich, sondern für sie ...
Wir mussten danach noch durch die Stadt laufen. Mein Dad hatte uns hingefahren, also mussten wir mit dem Zug oder Bus zurück. Die meiste Zeit schwiegen wir uns an, denn ich denke sie wusste genau, dass ich nicht reden wollte. Ich habe noch schnell Zigaretten gekauft und bin mir ihr zur Bank gelaufen. Ich möchte gar nicht wissen, was für einen gehetzten Eindruck ich gemacht habe. Ich habe mich ständig panisch umgesehen, mich so beobachtet und verfolgt gefühlt. Es war grausam. Der Drang einfach loszurennen war da, doch wohin hätte ich rennen sollen? schließlich bin ich in den erstbesten Bus nach Hause eingestiegen. Sie ist noch in der Stadt geblieben, weil sie Bus fahren hasst und deswegen mit dem Zug zurück wollte. Wie immer hat sie mich gefragt, ob es auch wirklich in Ordnung für mich wäre und ich habe nur gelächelt und gesagt es sei alles okay.
das hier ist viel besser als jeder aufgesetzte modeblog überhaupt. gefällt mir sehr, was du machst. werd dich direkt verfolgen!
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